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Unsere Direktkandidatin Anne berichtet, wie es sich für sie anfühlt, in Sachsen als "Dorfkind", welches in die Stadt gezogen ist, zu Besuch in der alten Heimat zu sein:

Heute wieder in #Meißen gewesen, da wo ich herkomme. Und ich habe das Gefühl, dass die Lage in #Dresden mies ist, aber wenn wir uns Sachsens Kleinstädte und vor allem noch ländlichere Regionen anschauen, dann gehört die #NoAfD längst fest zur Zivilgesellschaft.
Auf dem Foto seht ihr, wie ein AfD-Stand quasi zum Wochenmarkt in Meißen gehört. Vor ein paar Jahren bin ich aus Versehen in eine AfD-Kundgebung am Neumarkt in Meißen reingelaufen - weil es de facto wie ein Stadtteilfest war, mit Attraktionen für Groß und Klein.

Weder an diesem Wochenmarkt, weder damals noch heute gibt es viel Gegenprotest. Stattdessen Normalisierung:
"Guten Tag! Ich hätte gern 1 Kilo Gehacktes, 3 Gurken, ein Glas Honig und ne Portion Rechtsradikalismus, bitte."
"Darf's ein bisschen mehr sein?"
"Nu klar!"

Im LTW-Wahlkreis Meißen I, wo auch die Gemeinde Diera-Zehren mit dabei ist, hat die NoAfD 2019 36% geholt und die CDU um 7% überholt. Ich komm von dort und habe die Kindheitserinnerung: da hingen fast ausschließlich Plakate der #NoNPD rum, heute fast nur noch die NoAfD.
In meiner ehemaligen Gemeinde hat die #NoAfD in der gleichen Wahl übrigens 42% geholt. Das ist 8% davor, dass jede/r Zweite/r, der/die wählen war, diese Partei gewählt hat. Jedes Mal, wenn ich zurückkomme, holt mich das wieder ein.

Mein Aufruf an alle: Vergesst bei allem Aktionismus die ländlichen Regionen und Kleinstädte in #Sachsen nicht. #Antifa bleibt Handarbeit. Und die #Politik sollte sich fragen, woran es liegt, dass die NoAfD hier eine zivilgesellschaftliche Infrastruktur besitzt.

Fast niemand aus meinem Jahrgang wohnt noch in Meißen oder Umgebung. Auch ich nicht. Warum? Es gibt zB trotz riesen Leerstand seit Jahren (Jahrzehnten?) kein Jugendhaus in Meißen. Ich habe den Großteil meiner Jugend auf einem Skateplatz/Parkplatz verbracht oder bei McDonalds.
Weil es schlichtweg nichts anderes gab. Und das sieht in den ländlicheren Regionen rundherum nicht anders aus. Und denkt nicht, dass das an der Zivilgesellschaft oder einer inaktiven Jugend liegt. Es liegt u.a. daran, dass die €dU sich einfach einen Scheißdreck kümmert.
Es gibt hier durchaus eine Menge progressiver Projekte. Das will ich nicht kleinreden und es verdient jeden Respekt der Welt, sich hier gegen Rechts einzusetzen. Im Internationalen Garten ist damals zB Öl ausgekippt worden, eine geplante Asylunterkunft wurde angezündet.

Was ich sagen will: Die bürgerliche "Mitte", die für die Jugend nichts übrig hat und keine Perspektiven schafft, ist mit Ursache des Problems. Die AfD feiert hier Bürgerfeste und noch mehr progressive Menschen ziehen weg.
Antifa bleibt Handarbeit, vor allem in den bevölkerungsschwächeren Teilen von Sachsen. Und wir können dem nur entgegensteuern, wenn wir die progressive Zivilgesellschaft vor Ort unterstützen und Druck auf Stadt- und Gemeinderäte ausüben.

Es ist mir wirklich ein tiefes inneres Anliegen, dass ich dieses Jahr mit den Menschen in meinem Heimatkaff über die Wahl reden kann und dass zwischen all den NoAfD-Plakaten auch mein Gesicht hängen wird. Und ich bin für jede Unterstützung auf dem Land dankbar. #machen

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Als Antwort auf Piraten Dresden

Kenne ich. Die Frage ist halt immer: "Gehen oder bleiben?", und ich bin halt auch gegangen...
Als Antwort auf Stephanie Henkel :pd: :af:

In sächsischen Kleinstädten kannste schon heilfroh sein am Baggersee nicht von einer paramilitärischen Neonazieinheit krankenhausreif geprügelt zu werden. https://de.wikipedia.org/wiki/Sturm_34
Als Antwort auf Astro

Ja, obwohl mir die lokalen kleinen Faschogruppen in meiner Jugend schon gereicht haben.
Bin auch schon gespannt, wie lange dir paar Plakate, die wir in meiner Heimatstadt hängen wollen, überlebenden. Aber vll ist es da doch ein Vorteil, eine Kleinpartei zu sein.
@piratendresden
Als Antwort auf Carl

Möchte daran erinnern, dass es auch im Westen, Allgäu, Hessen oder auch im Norden Nazis gibt. Ja, ist unerträglich. Ich sehe den Grund darin, dass sich die existierende, rechte Gesinnung der so genannten Mitte woanders noch nicht so offen zeigt.Da ist es längst, war es immer, das zeigen ja auch regelmäßig Untersuchungen.
Allein kann man da nicht gegen an in so einem Ort. Und diese Scheißpolitik befördert das.
Als Antwort auf Liane

Ist mir bekannt. Allerdings sind, wie der Artikel auch zeigt, die Nazis im Osten kulturell akzeptiert, verankert und normalisiert. Das ist eine unterscheidende Qualität zum Westen. Daher #OstNaziKultur @piratendresden
Als Antwort auf Carl

Jep! Das kommt vom Kahlschlag der blühenden Landschaften unter anderem auch.Da gäbs was aufzuarbeiten aus der frühen und neueren Geschichte.