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Öffentlich-rechtlicher Journalismus folgt heute leider völlig grundlos - der durch die Digitalisierung noch verstärkte - Maxime der Aufmerksamkeitsökonomie, statt sich als wert- und gehaltvolle Moderation von Diskursen in der deliberativen Demokratie zu verstehen.

Dem Publikum wird ja nichts mehr zugetraut. Alles muss maximal spektakulär oder vereinfacht sein. Ausgewogenheit bedeutet in diesem Kontext: Jeder sagt unhinterfragt seinen Quatsch.

Demokratiekrise ist halt auch Medienkrise.

Als Antwort auf Patrick Breitenbach

@Patrick Breitenbach Alles korrekt, allerdings widerspreche ich, wenn behauptet wird, dass das heute so sei. Das Problem mit der Quote und dem Nicht-Zutrauen gibt es beim ÖR spätestens seit den 90ern, wovon ein Text von Christoph Stählin zum Phänomen "#Liedermachen als #Kunst" Auskunft gibt, aus dem ich hier kurz zitieren möchte: (http://www.christof-staehlin-gesellschaft.de/liedermachen)

"Ich bin einmal allein in einem Zugabteil ... gesessen, und weil die Sonne schien und draußen die Bäume blühten, habe ich die Vorhänge zum Korridor hin zugezogen, meine Gitarre ausgepackt und ein paar Lieder gesungen, weniger zum Üben als zum Vergnügen. Es waren dies das Lied vom Wind, vom Blitz und vom Holunderbusch. Da sah ich, dass die Türe um einen Spalt geöffnet war und in dem Spalt die weißen Mützen zweier Bahnpolizisten. Ich wusste nicht, wessen ich verdächtig sein könnte, aber sie sagten mir, nein nein, sie hätten die ganze Zeit zugehört. Ich solle nur weitersingen. Warum sie denn sowas sonst nicht zu hören kriegten? Ob man sie denn für blöd halte? So ist es. Wenn man immer von vornherein zu wissen glaubt, was die Leute hören wollen und was nicht, dann verkauft man sie für dumm. Bahnpolizisten wären das Letzte gewesen, was ich genannt hätte, hätte mich jemand gefragt, wer meine Lieder besonders gerne hört. Was soll da die Frage, wen ich mit meinen Liedern eigentlich erreichen wolle, was heißt da „Zielgruppe“? Diese Geschichte hat mich sehr in meiner Auffassung von Kunst bestärkt, denn offenbar gibt es auch eine subversive Kraft des Positiven."

#ChristophStählin