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Armut ǀ Von denen, die nicht wählen gehen - der Freitag

Für diese Leute wurde eigentlich mal die Linke gegründet. Aber das hat die woke lifestyle-Fraktion aus Pseudolinken (auch hier im fediverse) vor lauter "progressiv" neoliberaler Anpassung längst vergessen oder verdrängt..

"„Wir haben jetzt wochenlang Ferien aber ich kann nichts mit meinen Kindern machen. Keinen Urlaub, keinen Freizeitpark, noch nicht mal in den Zoo“, sagt die alleinerziehende Mutter, die beim Discounter arbeitet. „Das Wenige, was ich erspart habe, ist alles während des Lockdowns draufgegangen, als die Kinder nicht zur Schule durften. Die haben sich zu Hause die Köpfe eingehauen. Oder meinen Sie, ich hätte für die drei Kinder jeweils ein eigenes Zimmer? Und dann muss ich mir das dumme Geschwätz der Politiker anhören, wir sollen uns zusammenreißen und so. Die haben gut Reden in ihren Villen und mit der Kohle. Gott sei Dank versteh ich eh nur die Hälfte von dem, was die sagen. Die wissen doch überhaupt nicht, wie wir leben müssen. Ich wähl keinen von denen.“ Die Frau ist aufgebracht und traurig. Ich habe gerade eine Literaturwerkstatt in Norddeutschland beendet und war mit der Mutter, die ihren zwölfjährigen Sohn abholte, ins Gespräch gekommen. Der steht etwas deprimiert daneben. „Du hast aber gesagt, wir gehen in den Ferien einen Hamburger essen“, wirft er schließlich ein. „Das werden die uns auch noch verbieten.“
Hat denn die Mutter Recht? Hat die – nicht nur politische – Elite keine Ahnung vom Leben der „einfachen Leute“? Mitten im Lockdown spaziere ich abends in einem Park und entdecke drei Jugendliche, die sich hinter einem Gebüsch verstecken. Ob es ihnen nicht zu kalt sei, frage ich. „Wir können nicht nach Hause, da ist es zu eng, da gibt es nur Stress. Wissen die Politiker, was sie da machen? Die versauen uns die Jugend!“ ärgert sich die junge Frau unter ihnen. „Die müssen ja auch nicht so hausen wie wir. Meine Mutter sucht verzweifelt eine größere Wohnung, aber als Ausländer hast du keine Chance, genauso wenig, wie ich einen Ausbildungsplatz finde. Ich bin jetzt 18 geworden, aber ich werde nicht wählen gehen. Ich weiß nicht, was die Politiker machen, mit uns hat das nichts zu tun!“ (…)
Und sonst? In der Politik, in den Zeitungen, in den Gewerkschaften? Menschen aus der Armut? Die Nicht-Akademiker sind im Bundestag deutlich in der Minderheit. Nur jeder achte Sitz ist durch einen Politiker besetzt, der das Abitur oder eine Berufsausbildung als letzten Bildungsgrad angibt. 14 Abgeordnete verfügen über den Titel „Meister“. Drei haben lediglich die mittlere Reife erworben. Wenn aber niemand aus meiner Schicht kommt, niemand weiß, was es heißt um sein Überleben zu kämpfen, mit zittrigen Händen den Briefkasten aufmachen zu müssen, weil da eine Rechnung liegen könnte, die nicht bezahlt werden kann, wenn der Herd nicht kaputt gehen darf und man seinen Kindern nichts bieten kann, seinen Partner oder seine Partnerin nicht zum Essen einladen kann, Kinobesuche unmöglich sind, wenn niemand aus meiner Schicht bei den politisch Verantwortlichen sitzt, wie kann er dann Partei für mich ergreifen? Wie kann er sich so ausdrücken, dass ich ihn verstehe, wenn er nur unter Seinesgleichen ist? Ich kann mich doch nicht mit Menschen identifizieren, die nicht wissen, was es heißt, so leben zu müssen wie ich, die sich auch nicht für meine Meinung interessieren und die sich nicht so ausdrücken können, dass ich sie verstehe, und die Gesetze beschließen, die mir nicht helfen. Wieso sollte ich solche Menschen wählen?"

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