KOLUMNE

Leckt mich doch am Ball!

un lauft sie also, und wir haben sie am
Hacken kleben - die WM, die keiner
wollte! Im Grunde ja eigentlich schon,
nur woanders, wo man keine Zwangs-
arbeit zulasst, Homosexualitat nicht als ab-
norm einstuft und Menschenrechte nicht
blof in der Halbzeit als notwendiges Ubel
akzeptiert. Okay, da bleiben weniger Lan-
der iibrig, als wir glauben, aber hatte man
als Austragungsort nicht eines finden ko:
nen, fiir das sich fernab aller Gutmensche-
lei zumindest ein einziger halbwegs nach-
vollziehbarer Grund anfiihren lieSe?
Egal, wie sehr es die verantwortlichen
Schweinepriester schénlabern - NICHTS
sprach je fiir Katar! Eine Vegetation aus
Staub und Sand, gegen die die Sahara wirkt
wie Tropical Islands, und dazu Tempera-
turen wie im Toaster, bei denen man
kein Lebewesen Fufsball spielen
lassen wiirde, nicht mal einen Le-
guan an der Playstation. Weshalb
man die WM auch in den Winter
verschob und noch mal fix unter
dubiosen Bedingungen
vollklimatisierte Prunk-
stadien fiir die bizarre
Backofen-Bolzerei bauen
lie&. Dazu geschatzt 4000
Fliige, um Teams, Funk-
tionare und Edel-Fans
beim Stadion-Hopping
kreuz und quer durch den
Sandkasten zu transportie-
ren, und wir haben oben-
drauf eine Klimabilanz,
als ob man mit der , Ai-
da“ zum Backer fahrt.
Nie zuvor gab es
rein objektiv be-
trachtet ein Land, in

dem es weniger Sinn ergab, eine WM statt-
finden zu lassen. So gesehen mehr als ver-
standlich, dass sich die verantwortungs-
vollen Ethikficker der FIFA nur unwillig
illegal mit absurd viel Geld davon iiberzeu-
gen lieSen, dies trotzdem zu tun. Denn Gier
ist nun mal starker als jede Vernunft. Was
mich dabei allerdings persénlich so un-
fassbar wiitend macht, ist ihre arrogante
rotzfreche Dreistigkeit, mit der wir Zu-
schauer nun gezwungen werden, dieses
korrupte Kasperle-Theater des weltweiten
Wahnsinns auch noch mitzuspielen.
Selbst wenn wir irgendwie ja alle langst
wussten, dass Korruption bei der FIFA ein
anerkannter Mannschaftssportist und dort
immer schon geschmiert, betrogen und ge-
heuchelt wurde, dass es nur so brummt -
diesmal haben Godfather Infantilo und
seine Krékel-Mafiosi es echt tibertrie-
ben! Das Anschauen der Spiele am En-
de zu einer moralischen Entscheidung
fiir das Publikum werden zu lassen,
nur um sich selbst schleimig
grinsend die Kimme bis
zum Anschlag voll Kohle
zu stopfen - dasist fraglos
die grote Sauerei der an
Schweinereien nicht ge-
rade armen internatio-
nalen Sportgeschichte.
Wisst ihr was, ihr skru-
pellosen Sackgesichter?
Nehmt den Ball und steckt
ihn mit Schmackes dahin,
wo selbst die Doha-Sonne
nicht hinscheint! Ich bete
jedenfalls drei Katar-Unser,
wenn der ganze ScheifS
endlich vorbei ist. Amen
und out. Oliver Kalkofe