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Lojban — aus Liebe zur Logik. S1 E01


Lojban ist eine konstruierte Sprache, die von der mathematischen Logik inspiriert wurde. Wäre das nicht schön, wenn die Leute keinen Schwurbel mehr redeten, weil sie die Regeln der Logik schon mit der Muttersprache aufgesogen hätten?

Lasst uns Lojban lernen! Bzw. guckt mir dabei zu, wie ich es versuche.

Orientierung — Links, Schrift, Aussprache, Grundwörter


Beim letzten Mal hatten wir unseren ersten Satz gelernt: "mi tavla do" = "ich rede mit dir". Um weitere Sätze zu lernen, sollten wir uns erst einmal grob orientieren, und suchen zu diesem Zwecke die Touristeninformation von Lojbanistan auf.

Die offizielle Webseite von Lojban ist http://lojban.org , dort finden wir fast alles was wir brauchen. Speziell finden wir

  • Die Referenzgrammatik: The Complete Lojban Language (CLL)
  • Ein Online-Wörterbuch: valsisku
  • Einen Sprachkurs: Lojban Wave lessons
  • Eine automatische Satzanalyse: Lojban parser by Ilmen. Ganz genau: Da Lojban so regelmäßig ist, lässt es problemlos von einem Computer analysieren! Wenn wir also wissen wollen, ob wir grammatikalisch korrektes Lojban reden, dann brauchen wir niemanden fragen, sondern können einfach unseren Satz eintippen, "mi tavla do", und dann auf "Parse" klicken. Im "Result" wird die grammatikalische Struktur unseres Satzes angezeigt, den Reiter "Boxes" finde ich am hilfreichsten.
  • Wer doch mit Menschen reden möchte, der kann den Lojban Live Chat nutzen.

Mit diesen Links ausgestattet können wir uns erst einmal nicht verlaufen. Jetzt aber zu Lojban selbst.

Schrift
Lojban lässt sich mit dem lateinischen Alphabet schreiben. Es werden nur Kleinbuchstaben verwendet, und zwar
a b c d e f g _ i j k l m n o p _ r s t u v _ x y z
ohne "h", "q" und "w". Daneben werden noch drei Punktionszeichen verwendet,
' . ,
Der Apostroph ' hat eine ähnliche Funktion wie der Buchstabe "h" im Deutschen.
Der Punkt . ist kein Satzzeichen, sondern ein Signalzeichen, der anzeigt, dass das neue Wort mit einem Vokal beginnt und vorher eine kurze Pause gemacht werden sollte.
Das Komma , weiß ich auch nicht, es scheint optional zu sein.

Satzzeichen werden nicht verwendet — für so etwas gibt es richtige Wörter. Das Wort für Satzende ist ".i", ausgesprochen "i" mit kurzer Pause davor. Beispiel
mi tavla do .i do tavla mi
= Ich rede mit dir. Du redest mit mir.
Aussprache
In Lojban gibt es einfache und klare Regeln, ein geschriebenes Wort auszusprechen und umgekehrt ein gesprochenes Wort aufzuschreiben.

Die Vokale "a e i o u" werden so klar und rein ausgesprochen, wie im Deutschen üblich, aber eher kurz als lang. Der Halbvokal "y" ist ein sogenanntes Schwa, er klingt so wie zum Beispiel das fast verschluckte "e" in "haben".

Zwei Vokale nebeneinander, wie z.B. "au", bilden eine Einheit, auch bekannt als Diphthong. Man spricht den ersten Vokal, und geht dann in den zweiten Vokal über. Das "au" wird also wie im deutschen "Aua" ausgesprochen. Achtung: Das "ei" wird so ausgesprochen, wie es dasteht: erst "ee" und dann "-ii", im Deutschen also z.B. der Ausruf "Hey". Das deutsch ausgesprochenen Wort "Brei" würde in Lojban als "brai" geschrieben — klar, man bildet erst ein "aa" und formt es dann zum "ii".

Fast alle Konsonanten werden so ausgesprochen wie im Deutschen. Die drei Ausnahmen sind
  • "c" — ausgesprochen wie "sch" im Deutschen.
  • "j" — gibt es im Deutschen nicht. Stimmhaftes "sch", wie im französischen "je" oder "Jacques".
  • "x" — ausgesprochen wie eine der beiden "ch" im Deutschen, speziell die Variante in "Bach", "Loch", …

Die Wortbetonung fällt immer auf die vorletzte Silbe, es sei denn, diese Silbe ist ein "y", diese wird nie betont, sondern dann wird die vorvorletzte Silbe betont. Einsilbige Worte sind unbetont.

Der Apostroph wird wie das deutsche "h" ausgesprochen, kommt aber nur zwischen zwei Vokalen vor und soll verhindern, dass die beiden Vokale zu einem Dipthong werden. Beispiel: "ke'i" und "kei" sind zwei verschiedene Wörter in Lojban, gesprochen "kehi" und "key" in Deutscher Entsprechung.

So, das war eigentlich auch schon alles zur Aussprache! Hier ein paar Wörter zum Üben:
tavla
ladru
pinxe
la .ainrik
dotco
lojbo
zdani

Grundwörter — gismu
Als Lojban konstruiert wurde, musste man auch einen Wortschatz erschaffen. Dazu wurden Klänge aus verschiedenen Sprachräumen kombiniert und 1341 Grundwörter gebildet. Um nicht durcheinander zu kommen, hat es sich eingebürgert, für Lojbanische Sprachkonstrukte auch Lojbanische Worte zu verwenden; statt "Grundwort" sagt man gismu, damit ist immer ein Lojbanisches Grundwort gemeint.

Gismu sind leicht zu erkennen: Sie haben immer genau 5 Buchstaben und entweder die Form CVCCV oder CCVCV wobei V ein Vokal und C ein Konsonant ist. Sehr praktisch!

Beispiele:
tavla ~ reden
blanu ~ blau
ladru ~ Milch
pinxe ~ trinken
dotco ~ deutsch
lojbo ~ lojbanisch
zdani ~ zu Hause
Gismu sind sozusagen vordefinierte Prädikate, wie wir sie beim letzten Mal beschrieben haben. Ich habe in dieser Liste hier nicht die volle Übersetzung mit allen Objekten, sondern nur die Kurzform aufgeschrieben. Meine Erfahrung ist, dass das Lernen von Vokabeln einfacher wird, wenn man die genauen Objektpositionen erst einmal außer acht lässt, und erst später dazu lernt. Wer es genau wissen will, der konsultiere das vlasisku!
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Als Antwort auf Heinstein

@Heinstein Sehr spannend. Danke für den Input.

Mich interessiert, wie Lojban mit sozialen oder Macht-Konflikten umgeht, die auf sprachlicher Ebene ausgetragen werden. Also, was passiert bei Lojban z.B. wenn jemand auf eine 1Liter-Packung Soja-Milch den Term "Soja-Milch" schreiben möchte (auf Lojban natürlich) und jemand anderes aber meint, dass er das nicht dürfe, weil das ja keine Milch sei.
Als Antwort auf Torsten

Puh, gute Frage. Ich fürchte, das ist wie in anderen Sprachen auch: Die Sprache ist nur ein Mittel zur Kommunikation, die Regeln zum Zusammenleben und der Machtausübung werden außerhalb der Sprache selbst geklärt.

Die Lojban-Community ist im Moment wahrscheinlich auch viel zu klein, dass solche Streitigkeiten ernsthaft Thema waren. Ich habe zwar den Eindruck, dass auf semantische Feinheiten Wert gelegt wird, aber das ist eher eine Wertvollstellung der Lojbanisten denn eine durchsetzbare Regel.

Lojban hat allerdings zwei Möglichkeiten, neue Worte zu formen: a) Eintragung in das Wörterbuch jbovlatse und quasidemokratische Abstimmung und b) Metaphernbildung.

Das Wort für Sojamilch nach a) ist "sobjau", zusammengefügt aus den Wortstämmen für Soja und Wasser. Nach b) ist es aber auch legitim, "sobde ladru" ("Eine soja-artige Milch") zu sagen. Ich habe den Eindruck, dass die Bildung von Metaphern sehr frei ist, also der Machtausübung die Luft genommen wird, weil alles erlaubt ist.
Als Antwort auf Heinstein

@Torsten

Um mehr über den Umgang mit Macht-Konflikten zu erfahren, kann ich ja dann im Anschluß auch noch Klingonisch lernen. 🤓
Als Antwort auf Heinstein

@Heinstein Ja, oder Isländisch. Selbe Sprachfamilie wie das Klingonische wird aber von mehr Leuten gesprochen. Außerdem gibt es dort eine Behörde, die festlegt, welche Worte und Wörter neu erfunden oder eingebürgert werden.

Danke für den Link zu dem Wörterbuch! Der hat mir oben noch gefehlt. Da kann ich mal bisschen blättern...